weihnachten

es ist merkwürdig: weihnachten, das fest des lichts in einer dunklen jahreszeit, und so mitteleuropäisch. es erscheint, als ob alle welt weihnachten als mythos feiert. schnee muss es haben, die natur gefroren, kaminfeuer, traute seeligkeit, tannenbaum und kerzen, weihnachtsmann (in coka cola rot), christkind, familienglück, schnee und kälte. und die wirklichkeit bleibt in 99% der fälle hinter dem mythos zurück. weihnachten ist wohl der am meisten gefeierte mythos dieser zeit. ich schaue mich um und sehe die menschen an eben diesem mythos leiden. familienkrach, die gesteigerte suizidrate, die einsamkeit, die last der konstruierten fröhlichkeit. und um den mythos der weihnacht zu wahren entstanden konstrukte wie „christmas in july“ … zerbruch allenthalben. nun denn: wunsch trifft auf welt, wünschen auf sein. ist gerade das das geheimnis? schon immer? ist weihnachten schlicht geglaubte wirklichkeit? für so viele menschen ist weihnachten wie ein planet, auf den geflüchtet wird angesichts des lebens, das so gar nicht dem mythos entspricht. ein planet, auf den man springt, kurz bevor das eine jahr zum nächsten wird. der vorhoffnungswunsch im übergang zur realität des neuen alltagsjahrs. für viele ist aber der abstand des einen planeten zum andern zu groß und sie fallen in den graben … und treiben dann dazwischen – im luftleeren raum, weit ab von den erspähten christbaumkerzenlichtern der glücklichen – gefangen in der wirklichkeit des gewünschten aber unerreichbaren. so plötzlich ist all das sehnen, wünschen und hoffen konzentriert in kürzester zeit. und daher ist es auch der schmerz des nicht wahr gewordenen. das größte geschenk an weihnachten wäre wohl ein anker im treiben der zeit – damit nicht alles einfach vorbei zieht und dich als insel zurück lässt. gute nacht allerseits.