kreise

kreise ziehen, im kreis gehen, kreisen, kreisverkehr, kreisrund, kreisel, tatterkreis (haha)
wenn man in der wüste geht – so sagen sie – und sich nicht orientieren kann, so geht man/frau im kreis. weil das eine bein stärker ist als das andere, oder länger, oder anders eben. genau genommen braucht man/frau gar keine wüste dazu. es reichen auch ganz normale lebensjahre. der effekt ist derselbe. gute nacht allerseits.

ungleichzeitigkeiten

ich kann sehr wohl verstehen, dass unterschiedliche menschen – wie ja der eine mensch immer vom anderen verschieden ist – zur selben zeit verschiedenes hoffen, wünschen, wollen, ersehen, befürchten, verwerfen … nun aber muss es wohl eine form der schizophrenie oder angeborenen lebensunfähigkeit sein, wenn ein und derselbe mensch dies tut. es führt dazu, mit dem schicksal zu hadern und die götter anzuklagen, deren spielball man zu sein scheint. erst recht, wenn das eine wollen auf ein gegenüberliegendes ebensolches trifft, das zu umgreifen man sich wünscht. doch der widerspruch fesselt das selbst an eine große werbeleuchtreklame auf der in buntesten lettern erstrahlt: „was wäre wenn?“ wer diese frage in die vergangenheit setzt, bedauert das leben, das er hätte haben können – sich völlig darüber hinwegsetzend, dass die möglichkeit eines solchen lebens möglicherweise nie bestanden hat. wer sie in die zukunft setzt, bleibt ein träumer. wer sie aber in der gegenwart stellt, bleibt mitten auf der kreuzung stehen … bis ein großes etwas, das weiß, wo es hin will, ihn mit großer geschwindigkeit darniederstreckt. ja (einen bekannten detektiv zitierend), „so geht das!“ gute nacht allerseits.

weihnachten

es ist merkwürdig: weihnachten, das fest des lichts in einer dunklen jahreszeit, und so mitteleuropäisch. es erscheint, als ob alle welt weihnachten als mythos feiert. schnee muss es haben, die natur gefroren, kaminfeuer, traute seeligkeit, tannenbaum und kerzen, weihnachtsmann (in coka cola rot), christkind, familienglück, schnee und kälte. und die wirklichkeit bleibt in 99% der fälle hinter dem mythos zurück. weihnachten ist wohl der am meisten gefeierte mythos dieser zeit. ich schaue mich um und sehe die menschen an eben diesem mythos leiden. familienkrach, die gesteigerte suizidrate, die einsamkeit, die last der konstruierten fröhlichkeit. und um den mythos der weihnacht zu wahren entstanden konstrukte wie „christmas in july“ … zerbruch allenthalben. nun denn: wunsch trifft auf welt, wünschen auf sein. ist gerade das das geheimnis? schon immer? ist weihnachten schlicht geglaubte wirklichkeit? für so viele menschen ist weihnachten wie ein planet, auf den geflüchtet wird angesichts des lebens, das so gar nicht dem mythos entspricht. ein planet, auf den man springt, kurz bevor das eine jahr zum nächsten wird. der vorhoffnungswunsch im übergang zur realität des neuen alltagsjahrs. für viele ist aber der abstand des einen planeten zum andern zu groß und sie fallen in den graben … und treiben dann dazwischen – im luftleeren raum, weit ab von den erspähten christbaumkerzenlichtern der glücklichen – gefangen in der wirklichkeit des gewünschten aber unerreichbaren. so plötzlich ist all das sehnen, wünschen und hoffen konzentriert in kürzester zeit. und daher ist es auch der schmerz des nicht wahr gewordenen. das größte geschenk an weihnachten wäre wohl ein anker im treiben der zeit – damit nicht alles einfach vorbei zieht und dich als insel zurück lässt. gute nacht allerseits.

whisky

warum trinkt der mensch – manche menschen, genau genommen – eigentlich whisky. das getränk ist teuer, es brennt – selbst die milden varianten, es schmerzt im abgang, es verändert das bewusstsein, es wird in kleinen mengen genossen – selbst wenn es viele kleine mengen sind, versetzt in den zustand einer scheinrealität – meistens der erwünschten und versagten, es bringt dich dazu, namen durch die stadt zu rufen, die heraus müssen, selbst wenn es noch so sinnlos ist. am ende bleibt leere zurück – vielleicht die leere flasche, oder einfach leere. „uisge beatha“, wasser des lebens. dieses produkt aus harter arbeit vieler menschen und der reifung über lange zeit, ist wie nichts anderes: eine flüssige form von schmerz. und wer dieses wasser des lebens trinkt, weiß genau, warum er es tut – selbst wenn er es nicht weiß. es geht nicht um oberflächliches, es geht um das leben – genauso, wie es schmerzt und schmerzen bereitet. und genossen am besten mit allem anderen, was das leben gefährdert. wer whiskey liebt, liebt den schmerz. ist die flasche leer, dann kommt irgendwann ein guter freund und schenkt dir eine neue. vielleicht weiß er nicht, was er tut – aber am ende nimmt der schmerz keine ende. es ist, wie es ist. und ganz zum ende ein tipp: stelle nie die frage nach einem anderen leben. es ist immer die falsche frage … gute nacht allerseits.

immer treiben

wenn der moment, den du nicht ahntest,
gekommen ist
wenn die zeiger sich in die falsche richtung drehen
wenn du nicht wissen willst, was du weißt
wenn du gehst aber nicht ankommst
wenn der mond sich verbirgt
wenn nichts hält, was es nie versprochen hat
wenn leere sich anfühlt wie stein
dann ist kein dann

gute nacht allerseits

kleine ewigkeiten

momente, nicht zu greifen.
glück, den körper durchströmend.
begegnungen, so unendlich wertvoll.
musik, die ganze welt durchflutend.
alles ist eins.

nein!
nicht abwägen und nicht aufwiegen:
nicht gutes mit schlechtem,
nicht freuden mit traurigkeiten,
nicht ende mit anfang.

immer wird kampf sein
um das leben, das lebt, wagt und versagt,
sich aufrappelt, sich das messer aus der brust reißt,
die tränen trocknet und wieder alle kraft gibt
bis hin zur höchsten höhe,
zum niederfallen im glück,
zur erschöpfung, zum zerbruch und zum neuanfang.
hin zu den kleinen ewigkeiten,
in denen alles lebt, was die liebe erschafft.

gute nacht allerseits.

schiffe

es gibt abende – wie heute – da ziehen gedanken wie schiffe vorbei. alles ist ganz ruhig, alles lässt sich schön aus der ferne betrachten, vom sicheren, gelegentlich faden ufer. immer wieder: was wäre, wenn du auch an bord dieses schiffes wärst? ist es nicht ein schönes schiff? irgendwann ist das schiff am horizont verschwunden. zurück bleibst du, am ufer … mit süßlichen schmerz erfüllt: wo würdest du jetzt sein, wenn du auch an bord dieses schiffes gegangen wärst … gute reise, schiff! … und gute nacht allerseits.

nacht ohne mond

wohin bewegen wir uns? stürzen wir nicht fortwährend? ist es nicht … dunkler geworden?
die bäume rauschen in eben dieser dunkelheit sanft im wind. es lässt sich hören, dass da noch etwas ist. bewegung. die bäume rauschen und stehen fest an ihrem ort, machen sich keine gedanken über das ‚wohin‘. das unterscheidet sie vom standard-menschen. er hat gelegentlisch mit rausch zu tun, aber er rauscht nicht, muss jedoch zu zeiten klarheit über das ‚wohin‘ bekommen. das fällt nicht leicht. erst recht dann nicht, wenn die welt sich nicht so dreht, wie gewohnt, wenn die drehrichtung eine frage der zukunft ist. wenn nicht mehr klar ist, was sich wohin bewegt, dann hilft nur der kleine schritt. jeden tag aufs neue ein kleiner schritt.
gelegentlich hat der urlauber die chance, seine schritte barfuß durch den wohlig warmen sand zu tun. angenehme schritte, leichte schritte. nah an dem, was ist und was ihn berührt. dort rauscht das meer, kommend und gehend. auch dieses macht sich keine gedanken über das ‚wohin‘, denn es geht überall dorthin, wo es kann. die bäume bleiben, denn sie können nicht fort. der mensch, er kann all das … kommen und gehen, bleiben … und muss ich entscheiden, oder sich entscheiden, sich nicht zu entscheiden. aber die dunkle nacht unter dem rauschen der bäume ist nicht wie die mondnacht beim rauschen des meeres. der baum fällt dir auf den kopf, das meer reißt dich in die tiefe … und nun entscheide dich … so wahr dir gott helfe. trotz aller bewegung, eines steht fest: es ist dunkler geworden. gute nacht allerseits.

???

es ist schon erstaunlich, wie sich menschen und hörspiele verändern. damit meine ich mein hobby und mich. so viel offenheit am abend? das muss am sizilianischen nero d’avola liegen. oder an der tatsache, dass ich diese zeilen in einen schwarzen „schoßaufsatz“ tippen darf, der mich zur zeit viele stunden der freudigen einarbeitung kostet. aus den drei fragezeichen wurden die drei (dr3i). aus mir wurde ein anderer. ja nun, das gilt wohl für jede/n andere/n auch und für die welt an sich sowieso. aber ich muss erstaunt zur kenntniss nehmen, dass manches nicht mehr so ist, wie es – sagen wir mal – vor einem jahr noch war. es schreitet nicht nur die zeit voran, sondern auch eine ganze reihe lebensumstände haben sich aus dem gleis bewegt. ein spezial gelagerter sonderfall? eher die normalität? eins ist klar: normal ist das alles nun wirklich nicht. das problem mit „vom gleis“ ist immer, dass man im regelfall auf dem nicht-gleis landet. nur stellt sich dann die frage, wie man jemals wieder einen bahnhof erreichen will. bahnhof bedeutet, immerhin näher an einem ort zu sein, an dem man länger verweilen kann. das wäre ja schon einmal was. doch zu zeiten fällt das unterwegs-sein mit rast- und ziellosigkeit in eins. ich frage mich: hatten die drei ??? eigentlich auch vor, für immer insbesondere in den ferien spannede kriminalfälle sprechend zu lösen? und hatte ich vor, die rastlosigkeit zum ziel zu erheben? das könnte mir wohl alfred hitchcock sagen, wenn peter pasetti noch am leben wäre. aber weil die umstände eben andere geworden sind, wird es dazu nicht kommen können. gleichwohl ich vielleicht nicht ankommen. das leben ist vermutlich ein witz, den einem am ende erst mal jemand erklären muss. vielleicht lässt sich dann herzhaft darüber abschlusslachen … gute nacht allerseits.

apfelbüchlein

und wenn morgen die welt unterginge, ich würde heute nochmal ein apfelbüchlein kaufen. warum? z.b. weil der airport so einwandfrei funktioniert. airport, was für ein wort. ein hafen in der luft. da werden bits und bytes durch den äther gewirbelt, zur freude aller, die mit auf safari sind. wenn nur das ganze leben so einfach anzugehen wäre wie ein apfelbuch. wer kann dazu schon nein sagen … angesichts des auslaufenden weihnachtsgelds. aber es ist nicht alles so einfach zu handhaben wie ein apfelbuch. manche dinge sind gedanken, abbilder des irrealen geschehens, das sich jeden tag vor den augen, ohren, händen des durchschnittlich lebenden abspielt. was war gleich noch eine exit strategie? eine möglichkeit, so gut wie möglich aus einer sache raus zu kommen, ohne das eigentliche ziel erreicht zu haben. wie übersetzt man dies nun in das wirkliche leben? wie war gleich das ziel des lebens? hab ich verpasst, nein, vergessen … wie dem auch sei, vielleicht liegt das eigentliche ziel über dem gewässer am fuße des heiligen berges auf dem sand versteckt. frei nach mose … das unmögliche möglich machen und mit dem stock das todbringende wasser weichen lassen. dann ab durch die mitte, wie die bits und bytes durch die luft, um wieder einen hafen an aderer stelle zu finden, wo sie ihren platz einnehmen können. den platz, für den sie bestimmt sind. die technik ist dem menschen weit voraus. mir zumindest … gute nacht allerseits.