seltener samstagabend

es ist eben der beruf, der es mit sich bringt – gekoppelt mit meiner selbstgewählten arbeitseinteilung (s.u.), dass ich mir selten überlegen muss, was ich an einem gewöhnlichen samstagabend tue. um so wertvoller ist es, solch einen abend unerwartet genießen zu können. ich sitze nur da, schreibe und spüre, wie so vieles mich prägt, mich zu dem macht, was ich bin. mehr als das, mich zu jemandem machen wird, von dem ich nur wenig weiß, besser: wissen kann. jetzt – in diesem moment – fühle und weiß ich, wer ich bin. doch mit allem was geschieht, mir geschieht, bin ich schon im nächsten moment ein anderer, wenngleich trotzdem ich selbst. aus all dem, was bisher so war im leben, und aus all dem, was ich von mir kenne, frage ich mich aber: will ich noch der sein? wäre es nicht gut, dinge zu ändern, die scheinbar so fest stehen und deshalb auch manchem im weg stehen? seltsam, dass solche gedanken manchmal ihren anfang nehmen, während ich einen alten schinken wie „highlander“ ansehe (teil 2 und 3 habe ich mir selbst verboten) und mir selbst nicht klar ist, an welchem punkt der gedanke entsprang. es geht nicht um unsterblichkeit, sondern darum, so zu leben, wie es wirklich gut ist und geichzeitig, wie ich es wirklich will. sollte dies einmal in einklang geraten, es wäre die ruhe der seele (nehme ich an). von dieser ruhe bin ich ein volles universum weit entfernt. in dieser weite suche ich noch immer meinen platz im sturm vor der ruhe. ein freund sagte zu mir: „weltschmerz“. und ich glaubte, weltschmerz wäre was für (post)adoleszente sturmunddrängler … sei es, was es ist – auf jeden fall teil dessen, was mich umtreibt, morgens wachliegen und abends mit mühe einschlafen lässt. gedanken eben … die furcht vor dem und die hoffnung auf das, was kommen wird. eines tages werden wir sehen und erkennen … bis dahin kämpfen und vielleicht lernen, was gnade ist. ein samstagabend, auf seine art wertvoll, würde ich sagen. gute nacht allerseits.

vorab: aus einer präsermonalen korrespondenz

(gewidmet unserm treuen bruder m.)

Cohen (05:15 PM) : der predigär, der predigär, der hats am samstagabend schwär ..

TheReverend (05:15 PM) : doch wenn er fertig ist, wie ich, dann lebts sich wahrlich königlich

Cohen (05:17 PM) : der patrick-freund, der lebe hoch, ich aber sitz im predigtloch …

TheReverend (05:19 PM) : daraus hilft nur, lass es dir sagen – etwas Gutes in den Magen

Cohen (05:21 PM) : das essen hatte seine zeit, doch noch bin ich nicht schreib-bereit

TheReverend (05:23 PM) : da hilft nur noch ein guter Wein – ach lass das Predigen doch sein.

Cohen (05:24 PM) : noch ein jährchen wärt die frist dann’s predigen zu ende ist

TheReverend (05:25 PM) : aber eines sollst du wissen – darfst dus nicht, dann wirst dus missen

Cohen (05:26 PM) : dies wird zu erkunden sein – morgen, bei nem gläschen wein

TheReverend (05:26 PM) : neuer Wein ist mein Begehr – dann werden schnell paar Flaschen leer

TheReverend (05:27 PM) : und mit nem Kuchen voller Zwiebel – da red ich gern von Mensch und Bibel

Cohen (05:27 PM) : und spannt uns dann mit wucht der ranzen, dann lassen wir die puppen tanzen

TheReverend (05:28 PM) : nur eines frage ich mich sehr, wo nehmen wir die Puppen her

Cohen (05:29 PM) : die klaun wir aus der muppetshow, die wird auch ohne puppen froh ..

Cohen (05:30 PM) : das essen treibt uns um gar fleißig … matthäus sechs vers einunddreissig!

TheReverend (05:30 PM) : nur einen kleinen Augenblick – ich schlage nach und such mein Glück

TheReverend (05:33 PM) : nun ja, wenn das Matthäus sagt, dann darauf ich auch hoffen mag. Jedoch von Puppen steht kein Wort – die finden wir an andrem Ort

Cohen (05:34 PM) : du sprichst dies wort so weise aus … jezt lass den puppen-ort heraus

TheReverend (05:35 PM) : ach tu nicht so mein alter Bruder – wir finden schon ein Teppichluder

Cohen (05:38 PM) : mit teppichludern ist’s so ne sache, da raubts mir jedesmal die sprache

TheReverend (05:39 PM) : drum machen wir auch jetzt hier Schluss – sonst bringt die Sache noch Verdruss. Den Text kopiere ich noch jetzt .. für unsern Kunstkritiker Metz

Cohen (05:43 PM) : es sei das dichten hier beendet, dank dem kopieren ist kein wort verschwendet !!!

ps: the reverend = der predigende bruder patrick s., cohen = alex vw