pausenglocke

theater … es gongt, zum dritten mal schon. alles eilt zurück auf die verordneten sitzplätze. ich sehe sie alle in angemessener hektik in den saal strömen. nur ich stehe noch da mit einem glas tempranillo zwischen den unterkühlten fingern. ich bin noch nicht bereit. keine frage, das programm ist gut. hervorragende darstellerinnen und exquisite akteure auf der bühne. alles beste qualität. aber etwas hält mich – draußen vor der türe, mit der frucht des weinstocks in wohlgeformtem glase – verhaftet in den gedanken und gefühlen, die der erste akt aufgeworfen hat. manchmal zählt weniger das was als das wer des schauspiels. das eigentliche spielt sich im verborgenen ab. nicht notwendigerweise im dunkel des seelenlebens, aber dort erst recht. wirst du mit einem mal teil des schauspiels, dann ist das verordnete ende für das publikum im saal vielleicht nicht mehr das ende, das du selbst erwarten möchtest. stattdessen wird die wahrheit des schauspiels durch jene ersetzt, die in den tiefen nur eines glases des dionysos-tranks zu finden ist. meine sehnsüchtigen blicke erhaschen das unwirkliche leuchten des mondes, das sich im wabernden rot widerspiegelt. nachdem der gong schon längst verklungen ist, wird mir bewusst, dass es ein kleines stück freiheit ist, das eigene ende zu suchen, satt aufs neue den angewiesenen platz in den reihen der erwartungsvoll dreinblickenden ein zweites mal einzunehmen. die karte, die ich aus meiner tasche ziehe, verrät mir, dass mir der eintritt noch vor kurzem recht viel wert war. aber ich werde nicht hingehen und versuchen, mir die häfte des eintritts wieder erstatten zu lassen. stattdessen bringe ich anständig mein leeres glas zurück. dann gehe ich wieder nach draußen, zünde mir eine zigarette an, die ich schon jetzt verfluche. aber ich lasse den rauch zurück, der langsam verweht – während ich mein eigenes ende suche, oder war es ein neuer anfang? gute nacht allerseits.

nicht zu machen

tage, an denen es nicht funktioniert, du nicht funktionierst. eigentlich meine ich mich. es funktioniert nicht, ein lächeln auf das gesicht zu zaubern. die meisten tage des lebens über klappt es. heute nicht. hätte ich eine terrasse mit meerblick, ich säße den ganzen tag dort und würde hinausblicken … aufs meer. suchende blicke die darauf hoffen, etwas zu finden im endlosen blau. ich höre ein lied aus vergangener zeit, melancholisch, gefüllt mit bildern und gefühlen, die plötzlich wieder wirklichkeit werden. ein weg … voller abzweigungen, die du nicht genommen, voller wegweiser, die du missachtet, andere, die du beachtet hast. wohin nur hat dich dieser weg gebracht? die schlimmsten fragen der lebensgeschichte lauten wohl: „was wäre geworden wenn … ?“, und „warum könnte nicht … ?“
fragen, die du besser nicht stellst, niemandem stellst. und für den fall, dass du glücklich sein oder bleiben willst, auch nicht dir selbst. immer und immer wieder kannst du dich im kreis drehen. du kommst keinen schritt weiter, und die pfade werden immer ausgetretener. sind es pfade auf dünnem eis, dann wird eines tages der einbruch nicht ausbleiben. und wer wird dann da sein, um dich zu retten? dies ist nicht der moment der hoffnung. also lass es und mach weiter, so wie bisher auch. auf dünnem eis. das glück ist weder zu kaufen noch zu machen. es entspringt der seele, die eine heimat gefunden hat. oder zumindest weiß, wo sie sie finden wird. wenn es soweit ist, dann weine tränen des glücks. bis dahin: verstecke, was nicht sein darf dort, wo du es auch selbst nicht wiederfindest … bis du eines tages vergessen hast, dass überhaupt etwas zu verbergen war. beschwer dich nicht. niemand hat dir vor dem leben versprochen, es würde leicht. nein, beschwer dich nicht. verbirg auch die tränen deines schmerzes. denn was ist dein leid gegen die not der wirklich leidenden. derer, die nicht um das leben, sondern das überleben kämpfen. manchmal bleiben die abende mutlos … und der suchende blick findet nichts. zurück bleibt tiefes endloses blau.

csi

es ist gut, dass es menschen gibt, denen nichts verborgen bleibt. ja, das ist gut. sie suchen spuren und finden auch welche. immer! das ist sehr wichtig. deshalb wichtig, weil es unterhaltung schafft. und dem standard fernsehschauer (wie ich auch einer bin) überkommt die sicherheit, dass das verbrechen immer spuren hinterlässt, die gewiefte crime scene investigators auch finden. alles wird aufgeklärt. abgesehen davon liebe ich gary sinise … na ja, wir wollen es mal nicht übertreiben. aber so auf gut amerikanisch kann ich es jetzt mal stehen lassen. csi, das ist klasse. aber das wirklich tolle daran ist, dass es nur der opener zu diesem genialen abend ist, der insgesamt den namen csicriminalintentcrossingjordan trägt. jetzt schaue ich zu und später werde ich mich todmüde fragen, ob es das wert war. das interessante ist, dass ich jetzt schon weiß, dass es das nicht wert gewesen sein wird. aber genau das ist es: das problem zu unterscheiden, was kurz und nett und was insgesamt gut ist. was mich stutzig macht ist, dass ich doch ein aufgeklärter und vernünftiger mensch bin … und trotzdem jetzt nicht ins bett gehe … gute nacht allerseits!

seltener samstagabend

es ist eben der beruf, der es mit sich bringt – gekoppelt mit meiner selbstgewählten arbeitseinteilung (s.u.), dass ich mir selten überlegen muss, was ich an einem gewöhnlichen samstagabend tue. um so wertvoller ist es, solch einen abend unerwartet genießen zu können. ich sitze nur da, schreibe und spüre, wie so vieles mich prägt, mich zu dem macht, was ich bin. mehr als das, mich zu jemandem machen wird, von dem ich nur wenig weiß, besser: wissen kann. jetzt – in diesem moment – fühle und weiß ich, wer ich bin. doch mit allem was geschieht, mir geschieht, bin ich schon im nächsten moment ein anderer, wenngleich trotzdem ich selbst. aus all dem, was bisher so war im leben, und aus all dem, was ich von mir kenne, frage ich mich aber: will ich noch der sein? wäre es nicht gut, dinge zu ändern, die scheinbar so fest stehen und deshalb auch manchem im weg stehen? seltsam, dass solche gedanken manchmal ihren anfang nehmen, während ich einen alten schinken wie „highlander“ ansehe (teil 2 und 3 habe ich mir selbst verboten) und mir selbst nicht klar ist, an welchem punkt der gedanke entsprang. es geht nicht um unsterblichkeit, sondern darum, so zu leben, wie es wirklich gut ist und geichzeitig, wie ich es wirklich will. sollte dies einmal in einklang geraten, es wäre die ruhe der seele (nehme ich an). von dieser ruhe bin ich ein volles universum weit entfernt. in dieser weite suche ich noch immer meinen platz im sturm vor der ruhe. ein freund sagte zu mir: „weltschmerz“. und ich glaubte, weltschmerz wäre was für (post)adoleszente sturmunddrängler … sei es, was es ist – auf jeden fall teil dessen, was mich umtreibt, morgens wachliegen und abends mit mühe einschlafen lässt. gedanken eben … die furcht vor dem und die hoffnung auf das, was kommen wird. eines tages werden wir sehen und erkennen … bis dahin kämpfen und vielleicht lernen, was gnade ist. ein samstagabend, auf seine art wertvoll, würde ich sagen. gute nacht allerseits.

pc aus

nicht zu fassen, unglaublich schwer, diesen bescheuerten start-button einfach mal zu klicken und dann die kiste auszumachen… schrecklich… schrecklich… schrecklich. na gut, nochmal schnell hier mails checken – nichts. schotter. keine neuer gästebucheintrag – war zu erwarten. solltest halt auch mal was hinterlassen. remoteschach – partie noch nicht gewonnen. sieht eher nach remis aus (sehr zu empfehlen: http://www.remoteschach.de). nochmal die icq buddy liste durchgehen – die freundinnen und freunde des herzens haben wohl am samstagabend was besseres zu tun. sehr verständlich (sollen sie doch ihren spass haben) wenngleich ärgerlich (falscher job für freie wochenenden). ist es denn die pure last der lust am kommunizieren! das muss es sein. oh, ich höre den trainer rufen. es gibt doch noch ein leben nach dem pc. na dann:
gute nacht allerseits!

graue tage

so ein blick aus dem fenster kann schon bildend sein: der fluß lehrt mich die langsame geduldig- und stetigkeit, die bäume das feststehen im sturm, die bunten blätter des herbstes die vergänglichkeit, die weinberge den lieblichen genuß vergorener fruchtextrakte… nur schade, dass hinter mir noch eine fertig-volle spülmaschine steht, die küche aufgeräumt werden muss (und was – zum geier – macht der staub unter dem schreibtisch)… das normale leben… so ist es eben!